Re: Patientenverfügung
von Tom » 18.03.2009, 18:30
Jein.
Ich selbst habe für mich noch keine verfasst, aber mein Vater und sein Bruder haben (hatten) auf Anraten meiner damaligen Frau (Krankenschwester auf ner Intensivstation) eine für meine Oma aufgesetzt.
Sie war 94 Jahre alt und lag im nachm Sturz mit Oberschenkelhalsbruch im Koma.
Meine Ex hat ihnen klar gemacht, dass meine Oma wohl nen stärkeren Hirnschaden hat und dass das ganze nach ner Reanimation auch nicht besser wird. Um ihr den Unsinn, eine 94jährige zu reanimieren, zu ersparen haben beide unter Tränen ein Schreiben aufgesetzt in dem Sie erklären, dass sie keine lebenserhaltenden Maßnahmen wünschen.
Zwei Tage nach dem sie den Brief im Krankenhaus abgegeben haben wars dann soweit:
Der Monitor zeigte Herzstillstand und piepte und die Ärzte konnten sich zwei Minuten zurück lehnen und Oma Knecht hatte es hinter sich.
Meine Oma hat ihr Leben gehabt und gelebt.
Sie hat bis zu dem Sturz in den eigenen 4 Wänden verbracht. Sie hat alle ihre 7 Brüder um mind. 30 Jahre überlebt, hat 2 Söhne, 3 Enkel und 4 Urenkel erlebt.
Ich denke, dass dieses Schreiben ein Zeichen unserer Liebe zu ihr war/ist, das ihr weiteres Leiden erspart hat.
Wir haben uns noch alle von ihr in Ruhe verabschiedet.
Viele glauben, dass sie ihren Angehörigen egal welchen Alters etwas Gutes tun, wenn sie die gesamte Apparatemedizin auf sie loslassen. Oder sie tun es um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil sie sich vorher "nicht richtig" um ihren Angehörigen haben kümmern können.
Ich glaube, dass eine Reanimation bei einem 30jährigen angebracht ist, der noch sein Leben vor sich hat, aber nicht bei einer 94jährigen im Koma. Aber wer will das entscheiden?
Am besten der Betroffene so lange er noch dazu fähig ist. Ansonsten sollten seine Angehörigen diese Entscheidung gemeinsam treffen und sich dabei genau überlegen was sie von dieser Behandlung erwarten, was sie möchten und was nicht.