Re: Thema Inzest
von Womaninblack » 07.05.2008, 02:31
Hallo Sue,
das Beispiel wirft wirklich eine Menge Fragen auf und es wird ja auch aus voller Kraft daran gearbeitet, alle Faktoren herauszufinden, die dies möglich machten.
Natürlich habe auch ich mich gefragt, wie einer Mutter so etwas verborgen bleiben konnte oder ob sie es verdrängen wollte. Aber die Tochter hat bestätigt, daß sie ihre Mutter im Keller nie gesehen hat, trotzdem bleiben Fragen offen.
Fakt ist wohl, daß dieser Mensch ein Tyrann war und die Ehefrau und seine 7 Kinder aus der Ehe einfach Angst vor ihm hatten. Wie es möglich war, ein Kellerverlies zu bauen, wo doch Erdreich usw bewegt werden mußte.
Auch fragt man sich, wie die Gegenstände in den Keller gekommen sind, ohne fremde Hilfe.
Da er wohl auch den Einkauf für die "oben lebende Familie" macht, konnte er wohl ohne besonderes Aufsehn zu erregen, auch die Kellerfamilie versorgen. Aber Schäden wegen dem Lichtentzug (auch wenn es jetzt heißt, er habe eine Lampe und Vitamine auf Anforderung der Tochter besorgt) werden vorhanden sein, da Vit. D z.b. nur im Zusammenspiel mit Sonnenlicht abgebaut und für den Körper nutzbar ist.
Aber wie die Tochter es geschafft hat, ihren Kindern im Keller noch eine "gewisse Normalität" in Form von einem Tagesrythmus zu ermöglichen, ist bewunderswert, Angesicht der eigenen Leidens.
Für mich bleibt die Frage, wie dieser Mann einfach 3 Wochen in Urlaub fahren konnte und es sich gut gehen ließ, mit dem Wissen, daß im Keller Menschen waren, die ihm ausgeliefert waren und es hätte jeden Tag eine Notsituation da sein können. Diese Gefahr ist er eingegangen. In meinen AUgen einfach unfassbar.
Auch wenn es jetzt heißt, daß die Kinder sich gut erholen und sich langsam untereinander kennenlernen, stelle ich mir die Fage, ob sie diese Vergangenheit im Keller verarbeiten können. Besonders schwerwiegend auch die Tatsache des Inzests, der sie ein Leben lang beeinflußen wird.
Ich hoffe, daß die Behörden ihnen eine neue Identität möglich machen, damit sie wenigstens nicht dem Spießrutenlaufen der Presse ausgeliefert sind. Wie es in dem Fall mit der Übernahme er entstehenden Kosten für Aufarbeitung/Leben und Ausbildung etc aussicht, ist eine weitere Frage.
Es wird ja jetzt gesagt, das diieser Mann krank ist. Ich glaube sogar das dies zutrifft, aber es schützt ihn m.E. nicht vor einer Strafe. Es gehört eine unheimliche kriminelle Energie dazu, solch ein Verbrechen zu planen und durchzuführen, besonders schwerwiegend zählt eben hierbei auch, daß es sich um Schutzbefohlende handelte, die unter ihm geglitten haben.
Selbst eine Haftstrafe im Rahmen der Möglichkeiten (man spricht von 20 Jahren) wird dem nicht gerecht, von den jahrelangen Auswirkungen der Betroffenen, die noch kommen werden, ganz zu schweigen.
Ob die Behörden hier ihren Aufgaben nicht gerecht geworden sind, wird ja abgestritten.
Ich fage ich allerdings, wie man Kinder adoptieren und in Pflege nehmen kann, wo es nicht mal eine Nachforschung bezüglich der Geburt gibt, denn Unterlagen haben ja gefehlt. Selbst wenn man davon ausginge, daß die Tochter bei einer Sekte lebte, stellt sich doch die Frage, wie man das Dasein der Kinder ohne Papiere, med. Betreuung/Entbindung einfach zu hinnehmen konnte.
Eine Nachforschung hätte da vielleicht schon einen Riegel vorgeschoben, selbst nach den erzwungenen Briefen der Tochter.
Der Täter hat es geschafft, gerade durch das Aufbauen einer "normalen Scheinwelt" das ganze Umfeld einer Kleinstadt zu beeinflußen, daß sich Niemand wirklich Fragen gestellt hat. Unfaßbar aber wahr......
WiB