Allerfeinster Akustik-Pop - dafür steht Ina Müller. Kein Schnörkel ist zu viel, keine Note zu wenig, sparsam sind die Songs instrumentiert und wundervoll eingespielt. Stimmlich brilliert sie zwischen feinem Jazz und tiefstem Soul. "Ein Abend mit Ina Müller ist leicht und locker, macht Spaß, regt zum Nachdenken und Träumen an. Die Zeit vergeht wie im Flug." (Rhein-Neckar-Zeitung)
So kündigte der Veranstaltungskalender der Stadt Mannheim das Ina-Müller Konzert an, das ich gestern Abend zusammen mit meiner Schwester besuchte. Vor allem dem Zitat aus der RNZ stimme ich voll und ganz zu.
Zwei Stunden lang begeisterte die blonde Powerfrau aus dem Norden das Publikum mit Stimmgewalt, kabarettistischen Einlagen und ihrem mitreißenden Lachen. Die Band, bestehend aus einem Gitarristen, einem Bassisten, einem Keyboarder sowie einem Schlagzeuger, und die beiden Background-Sängerinnen bildeten eine absolut passende musikalische Untermalung.
Die Lieder, die bis auf Freiheit aus einem Männermund einen Querschnitt der beiden CDs Weiblich. Ledig. 40 und Liebe macht taub darstellten, wurden umrahmt von zwei plattdeutschen Songs, die für jemanden aus dem Südwesten nur schwer zu verstehen waren .
Während ihres Auftritts war Ina Müller nahezu ständig in Bewegung: Mal wiegte sie sich oder rockte im Rhythmus der Musik, mal tänzelte sie auf ihren High-Heels über die Bühne und musste dabei aufpassen, dass sie nicht über das lange Mikro-Kabel stolperte, mal saß sie graziös auf einem Barhocker und wippte mit einem Fuß im Takt.
Zu Beginn "interviewte" sie zwei Männer aus dem Publikum, fragte sie nach ihrem Namen, Wohnort, ob und wie lange sie verheiratet, ob sie glücklich in ihrer Ehe und ihrem Beruf seien.
Sie sprach vom Singledasein - dass ihr der rechte Arm wehtue vom ständigen Zuprosten, die Augen vom Dabei-in-die-Augen-schauen (schließlich wolle sie ja nicht sieben Jahre schlechten Sex haben, obwohl sieben Jahre schlechter Sex immer noch besser sei als sieben Jahre gar keiner) und ihre Rippen von den ständigen Rippenstößen auf den Dorfhochzeiten, zu denen sie eingeladen wurde: "Du bist als nächste dran. Du bist als nächste dran." Auch vor Themen wie Brust- und Penisvergrößerungen, einem Vergleich der Betreuungskosten in Seniorenheimen mit den Kosten für einen Tag auf dem Traumschiff Aida und der Einnahme von Viagra im Alter machte sie nicht halt. "Wussten Sie, dass in OPs zur Brust- und Penisvergrößerung mehr Geld investiert wird als in die Alzheimer-Forschung?(...)", und "Gibt man einem alten Mann morgens eine halbe Viagra, hilft ihm das, sich beim Pinkeln nicht die Schuhe nass zu machen. Gibt man ihm eine halbe Viagra vor dem Schlafengehen, fällt er bei etwas stärkerem Seegang nicht aus dem Bett." Diese und andere Kostproben ihres etwas derben Humors quittierten die Zuhörern mit herzhaftem Lachen.
Vor Drei Männer her forderte Ina die Zuhörer auf, von ihren Sitzplätzen aufzustehen und zu tanzen, eine Bitte, der die meisten bereitwillig Folge leisteten. Eine Improvisation des Refrains von Westerland (Die Ärzte) bildete den Schluss dieses Songs.
Als Zugabe gab es Bye, Bye, Arschgeweih (ihr wohl bekanntestes Lied), Zurück in Muttis Bauch und Lockiges volles Hoor, ein auf Platt gesungenen Lied zur Melodie von Knockin' on Heaven's Door.
Nach einer letzten Verneigung aller Akteure - in Reih und Glied wie nach einer Theatervorstellung - einem letzten Lob für das Publikum ("Mannheim, ihr wart einfach super!") - und einem letzten strahlenden Lächeln und Winken war endgültig Schluss .
Ich hoffe, ich habe euch mit meiner Begeisterung für Ina Müller und ihre tolle Band nicht gelangweilt .
Falls ich euer Interesse für sie und ihre Musik geweckt habe, hier findet ihr die meisten ihrer Lieder.