Eine neue Gerichtsshow des niederländischen Fernsehens sorgt zur Zeit für Gesprächsstoff. In "Adovakat des Teufels" ("Advocaat van de Duivel") werden "bedeutende" Persönlichkeiten für "grausame Verbrechen" angeklagt. Eine fünfköpfige "Bürger-Jury" entscheidet.
In der ersten Folge wurde Osama Bin Laden freigesprochen. Es sei nicht erwiesen, dass er Drahtzieher der Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA war. Auch den Vorwurf, Bin Laden sei Gründer und Chef von El Kaida, wies die TV-Jury als nicht hinreichend bewiesen zurück. Recht gaben sie der Anklage allerdings darin, dass Bin Laden "ein Terrorist ist, der den Islam für persönliche Machtambitionen missbraucht".
Weniger erfolgreich war der Amsterdamer Star-Anwalt Gerard Spong, der die Beschuldigten verteidigt, in seinem Plädoyer für Papst Benedikt XVI. Das Kirchenoberhaupt wurde in dieser Woche für Millionen von Aids-Toten verantwortlich gemacht. Schuldig sei er, so die Jury, weil er mit seinen Äußerungen gegen den Gebrauch von Kondomen die Ausbreitung der tödlichen Immunschwächekrankheit fördere. Benedikt XVI. hatte Mitte März auf einer Afrikareise erklärt, dass Aids nicht mit Kondomen zu besiegen sei, sondern diese "das Problem noch verschlimmern". Wichtiger als Verhütungsmittel sei ein Lebenswandel nach moralischen Maßstäben. Verurteilt wurde der Papst von der Jury außerdem wegen der Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen. Einen Freispruch gab es nur im dritten Anklagepunkt, wonach er sich durch eine zögerliche öffentliche Distanzierung von dem Holocaust-Leugner Richard Williamson einer "Legitimisierung des Antisemitismus" schuldig gemacht habe.
Medienexperte Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital-Instituts in Berlin, hält eine solche Show, die vom öffentlich-rechtlichen Sender AVRO/Nederland2 ausgestrahlt wird, auch in Deutschland für denkbar, allerdings in abgeschwächter Form. Er sei "sicher, dass es hier jemand versuchen wird", aber "anders als in den Niederlanden, wo gerade im Fernsehen die Provokation schon immer verstärkt als Diskussionsanstoß genutzt wurde, sind die Menschen hier wesentlich sensibler."
Quelle: wunschliste.de
Würdet ihr euch eine solche Show ansehen? Hätte so ein Format in Deutschland Aussicht auf Erfolg? Was denkt ihr?