Ich muss zugeben, das ich dieser Angelegenheit sehr zwiespältig gegenüber stehe
Habe zwei Menschen auf grausame Weise an Krebs sterben sehen. Beide hatten sehr viel Lebensfreude, wobei jeder von ihnen, auf seine eigene Art mit der Tatsache zu sterben umgegangen ist.
Mein Großvater hatte Blutkrebs, lebte mit Chemo und allen drum und dran zwanzig Jahre damit, erblindete, wurde fast taub und verlor Haare und Zähne... er war bis zum Schluss nicht aus seinem Hobbykeller raus zu kriegen, verreiste und lebte jeden Tag so, als wäre es sein letzter.
Er starb Glücklich, schien zufrieden zu sein denn er lächelte.
Mein Onkel hatte 1995 einen Herzinfarkt, wurde operiert, bekam einen Stent, 5 Jahre später der zweite und gleich darauf der dritte Herzinfarkt, die überlebte er, man mag es kaum glauben auch.
Gut ging es ihm nicht, denn das wissen, das der vierte mit großer Sicherheit tödlich sein würde, nistete sich bei ihm ein. Er verlor den Lebensmut, begann zu trinken und dann die schlimmste Diagnose "Lungenkrebs" im Dezember 2004. Von dem Tag an, ging es Rapide Berg ab mit ihm. Er hatte Angst zu sterben, fühlte sich nicht bereit dazu und gab sich gleichzeitig auf.
Für uns Angehörige war es das Schlimmste, zu zusehen, wie er sich selber zerstörte.
Die Krankheit verlief Rasend schnell nachdem er die ersten Chemos hatte. Da die Diagnose so wieso fest stand und auch die Ärzte sagten, das eine Chemo ihn nicht mehr retten würde, verstanden wir den Sinn darin nicht.
Das ganze endete in einem Desaster und dauerte nur drei Monate und zum Schluss lag er nur noch Morphium betäubt, mit einer Windel bekleidet auf einem Sterbezimmer.
Wir mussten ihm beim Sterben zuschauen und heute wünschte ich, das er hätte die Entscheidung treffen können. Aber er hatte zu viel Angst vor dem Tod!
Ich weis nicht was ich von Sterbehilfe halten soll. Menschen, die wissen, das sie zum Tode verurteilt sind und genügend Zeit haben drüber nach zu denken, bevor sie anfangen unter den Schmerzen zu leiden... haben eventuell noch die Chance diesen Wunsch zu äußern aber was ist mit denen, die die Chance gar nicht bekommen, darüber nach zu denken?
Die gleich, nachdem sie vor vollendeten Tatsachen stehen, in einen Konflikt mit sich geraten und dadurch alles noch schlimmer, noch schneller geht?
Das Thema wirft so viele Fragen auf, die man nur beantworten kann wenn man selber in solch einer Situation ist.