Hallo Anette
Gerne. Obwohl es nicht ganz so einfach ist.
Heidin deshalb, weil ich nicht an einen christlichen
oder sonstwie religionsspezifischen Gott glaube.
Eigentlich müsste ich korrekt sagen:
Ich glaube an keine menschengeschaffene und -geprägte Religion.
Sehr wohl aber daran,
dass es eine Schöpfung gibt, die auf Sinn hin ausgerichtet ist.
Dieser Sinn gründet in Liebe, Schönheit und Harmonie.
Es mag eine konkrete Schöpfungskraft geben -
ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich -
aber welcher Natur und Beschaffenheit diese ist,
darüber erlaube ich mir kein Urteil, noch gebe ich ihr Namen.
Aus dem einfachen Grund, weil jeglicher solcher Versuch
schon von vornherein nichts weiter als Blasphemie sein kann.
Außerdem tut er nichts zur eigentlichen Sache,
die da ist, mich als Teil der Schöpfung
in beschriebenem Sinne zu verstehen.
Diese empfundene Teilhaftigkeit
verstehe ich im Sinne einer Ebenbildlichkeit des Göttlichen.
Benutze diesen Begriff aber nur, weil er am ehesten geläufig ist.
Ob ich jene Schöpferkraft Großen Ameisenkönig,
Allah, Shiva oder Gott nenne,
ändert weder etwas an deren Beschaffenheit,
noch vertieft sie mein Verständnis dessen,
wovon ich überzeugt bin, Teil zu sein.
Auf gut Deutsch: "Gott" geht am göttlichen Arsch vorbei,
wie wir ihn nennen, solange wir uns als sein Ebenbild verstehen.
Mit diesem Verständnis gehen Konsequenzen einher.
Man kann sich nicht als Teil von etwas empfinden,
ohne in dessen Sinne zu leben, zu denken, zu fühlen.
Vielmehr kann man es schon -
aber in einem System, das auf Harmonie und Liebe ausgerichtet ist,
ist der einzige Sinn von Gegenwehr der,
irgendwann zwangsläufig zu erkennen,
dass kein Sinn in solchem Tun liegt.
Im Gegensatz zu historisch christlichem Denken
verstehe ich Sünde nicht als etwas,
das primär an Schuld gebunden ist,
sondern als egobestimmte Abwehr des Gesamtplans.
Die einzige Strafe, die damit einhergeht, ist die,
dass sie einen unglücklich macht.
Dieses empfundene Unglück wiederum dient dazu,
sich der Sehnsucht nach dem, was wirklich zählt,
bewusst zu werden: Persönliches Glück.
In einem harmonisch funktionierenden System
ist es jedem Teil bestimmt, glücklich zu sein,
eben weil jedem Teil Rechnung getragen wird -
nicht angetragen, sondern vorgesehen.
Menschlich konstruierte Moral (also Religionen und Ideologien)
ist dagegen in der Regel sehr begrenzt.
Alles, was elitär ausgerichtet ist,
kann nicht richtig sein, weil es dem Gesamt keine Rechnung trägt.
Alles, was in Schuldbelangen denkt,
kann nicht richtig sein, weil Schuld und Vielfalt der Schöpfung
unvereinbar sind.
Alles, was auf jenseitige Erlösung setzt, ist konstruiert,
alldieweil wir als göttliche Ebenbilder per se selbsterlösungsfähig sind.
Sonst wären wir ja keine solchen.
Die Kraft, die alles zusammenhält, bewirkt
und lernfähig macht, ist die Liebe.
Sie ist eine durch und durch positive Kraft,
die tatsächlich Berge versetzen kann.
Alles, was negativ ist, ist keine Liebe, sondern Ego.
Das Ego erhält durch Erblast und entsprechende Prägung Nahrung.
Beides suggeriert uns, das Ego für einzig wirkliche Realität,
unsere Ebenbildlichkeit und die Liebe
dagegen für irrealen Wunschtraum zu halten.
Jede Enttäuschung, die wir erleben und die uns verhärtet,
lasten wir schuldkonditioniert allem an - sogar der Liebe -
statt sie als das zu sehen, was sie wirklich ist:
selbstgestrickte Entfernung von dem,
was wir bestimmt sind, zu sein.
Die Ursache für diesen fatalen Irrtum
liegt u.a. in unserer Entscheidungsfreiheit.
Die Wahl zu haben, sich frei entscheiden zu können,
ob man im Sinne oder wider den Gesamtplan lebt,
bringt nun mal Verantwortung für die Konsequenzen mit sich.
Man kann keine Entscheidungsfreiheit haben
und sich gleichzeitig darüber beklagen,
dass man sie nicht wahrnimmt.
In dem Moment, da man sie nicht wahrnimmt,
hat man bereits eine Wahl getroffen.
Nämlich die, sich gegen den Gesamtplan zu stellen.
Dieser Gesamtplan sieht Sinnhaftigkeit vor -
im Kleinen wie im Großen.
Übergeordnet dahingehend, als sich die Menschheit
zunehmend weiterentwickelt.
Tut sie schon, seit sie existiert.
Nur eben in so großem Zeitrahmen,
dass er begrenztem Einzeldasein nicht auf Anhieb bewusst ist.
Alles Sein ist ein einziger Entwicklungs-, soll heißen Lernprozess,
der auf ein Ziel im Sinne des Gesamtplans hinausläuft.
Wer klagt, weil die Welt angeblich so schlecht ist,
legt falschen Maßstab an - nämlich viel zu engen.
Ein Kind, das laufen lernt, fällt zwangsläufig dabei auf die Nase.
Das ist auf jede Form von Lernen übertragbar,
denn anders wäre es keines.
Gäbe es solches Lernen nicht, gäbe es keine Freiheit.
Dann wären wir alle nur linear programmiert.
Ich glaube an eine Schöpfung und daran,
dass sie sehr viel größer ist, als die Summe ihrer Teile.
Sie beinhaltet Ursache-Wirkungs-Kräfte
von menschlich nicht erfassbarem Ausmaß.
Je stimmiger man mit ihr lebt,
weil man sich als Teil des Großen Ganzen versteht,
desto mehr ermöglicht man diesem, dass es einen trägt.
In diesem Sinne ist Glaube keine Krücke,
die man sich hilflos zulegt, weil einem sonst nichts einfällt,
sondern jene Tür, die als einzige hält, was sie verspricht,
weil sie nicht nur zwingend logisch ist,
sondern einen darüberhinaus auch beschenkt,
wie man es nie für möglich hielt.
Das nur mal so auf die Schnelle angerissen,
denn natürlich ist und funktioniert das Universum viel zu komplex,
um ihm in wenigen Zeilen auch nur annähernd gerecht werden zu können.
Diese Sichtweise - nennen wir sie ruhig Glauben -
findet sich in sämtlicher großen Weisheitsliteratur wieder.
Was daraus sonst noch geschnitzt wurde,
steht auf gänzlich anderem Blatt -
nämlich auf dem menschlichen Egos,
das in Ermangelung echten Verstehens darauf besteht,
dass es mehr geben muss als göttliche Ebenbildlichkeit.
Das Ego folgt eigenen Regeln,
die jedoch niemals wirklich glücklich machen.
Es schreckt chronisch vor Selbstverantwortung zurück,
weshalb es besonders in Religionen und Ideologien
passendes Futter findet.
Im historisch christlichen Verständnis
wurde aus dem Ego irgendwann der Teufel,
welcher versucht. Damit hat man das Problem,
welches ureigentlich intern bewältigbar ist, ausgelagert
und damit externe Erlösungsbedürftigkeit kreiert.
Wie ich zu diesem Glauben komme?
Ganz einfach, ich war gründlich. ;-)
Seit über 30 Jahren befasse ich mich intensiv
mit Theologie, Philosophie und Spiritualität.
Ich ging durch sämtliche Glaubenskrisen durch,
denen man begegnet, wenn man wirklich wissen will
und das Denken nicht an jeweiliger Kirchentür abgibt.
Ich arbeitete für die protestantische und katholische Kirche,
setzte mich mit Freikirchen und Sekten auseinander,
befasse mich seit über 20 Jahren mit Tarotkarten
und lasse auch sonst keine Gelegenheit aus,
mich Fragen nach Sinn und Sein zu stellen.
Mein Fazit:
Alle Religionen haben gleichermaßen Recht wie Unrecht.
Erlösung jedoch gibt es nur auf individueller Ebene.
Und zwar in dem Moment, da man erfasst,
was es bedeutet, ebenbildlich zu sein -
mit allen Konsequenzen.
Begleiterscheinung:
Auf viele Fragen oder Anliegen kann ich nicht
wie erwartungsgerecht eingehen,
weil sie anderem Denksystem entspringen,
das mit dem meinen unvereinbar ist.
Zum Beispiel die Frage aus einem anderen Thread
nach dem Stellenwert von Moral.
Da kann ich aus meinem Dafürhalten heraus nur antworten:
Selbstverständlich ist Moral der Dreh- und Angelpunkt -
es geht aber nicht darum, ob, sondern welcher Moral man folgt.
Also lass uns lieber über wahrhafte Moral reden,
als darüber, ob irgendein Klischee von Moral wichtig ist.
Entscheidend ist, was unterm Strich steht.
Püüha, ich sagte ja, ganz so einfach ist das Erklären nicht.
Und lese jetzt nicht noch mal Korrektur,
sondern schick dir ganz unbefangenen Frei-Schnauze-Gruß.